Council // Einführung

Was ist Council?

Council ist eine hierarchiefreie und wertschätzende Kommunikationsform, die das Zuhören in den Mittelpunkt stellt und mit »zu Rate sitzen« übersetzt werden kann.
Es ist ein hochwirksames Mittel zur Bildung einer tragfähigen Gemeinschaftskultur und Beziehungen.
Teilnehmende sitzen im Kreis um eine Mitte und verwenden einen Redegegenstand, der anzeigt, wer spricht.
Es verbindet herkömmliche Praktiken des gewaltfreien und wertschätzenden Dialogs mit Techniken der Gruppendynamik und fördert so den achtsamen Umgang miteinander, entschärft Konflikte und fördert eine lebendige Kommunikationskultur in Teams und Gruppen jeder Art.
Council ist Ausdruck einer Haltung, die Präsenz und Achtsamkeit in die Beziehung zu sich selbst, zu Anderen und zum Umfeld einlädt.
Council kann Gruppenprozesse kraftentfaltend begleiten, ob in Teams, Schulen oder Paarbeziehungen.
Und das Schöne ist: es ist einfach!

Schaubild Council

Wie funktioniert Council?

Teilnehmende sitzen im Kreis um eine Mitte und verwenden einen Redegegenstand, der anzeigt, wer spricht. Durch einen klaren Anfang und ein klares Ende sowie durch seine leicht verständlichen Leitlinien hat es einen rituellen Charakter, der sich sich leicht erinnern lässt.
Anstelle einer Leitung fungieren »Facilitatoren«, vom lateinischen »facilitare« [»es leicht machen«]. Sie gewährleisten u.a. die Unversehrtheit des Prozesses.

Es gelten folgende Leitlinien:

  • Bleibe präsent.
  • Sprich vom Herzen her.
  • Höre vom Herzen her zu.
  • Sei spontan.
  • Sprich wesentlich.
  • Sprich aus, was sowohl dir als auch dem Kreis und dem großen Ganzen dient.
  • Erzähle von dir, nicht über etwas oder jemanden.
  • Vertraulichkeit: Was im Kreis gesagt wird, bleibt im Kreis.

Dies sind keine Regeln, sondern Richtlinien, an denen man sich ausrichtet. Nur die Vertraulichkeit ist verbindlich, um einen sicheren Raum zu gewährleisten.

Es gibt verschiedene Council-Formen, die je nach Situation – Austausch, Konfliktexploration, Entscheidungsfindung, Planung – zum Einsatz kommen.

Woher kommt Council?

Die Grundform des Councils ist so alt wie die menschliche Kulturgeschichte selbst. Was bei den Germanen und Wikingern das Thing war, entspricht bei den Hawaiianern dem Ho‘oponopono. Verschiedene indianische Völker hatten ihre eigenen Formen des Councils, ebenso wie die alt-slawischen Völker ihr Wetsche. Die Juden kennen ihre Chavurah, die Quäker ihr andächtiges Zuhören, der Islam sein Sobhet und die Hindus ihr Satsang. Bis zur Erfindung des Fernsehers war es üblich, dass Gruppen und Familien im Kreis saßen und miteinander kommunizierten. Danach verlagerte sich der Fokus der Gemeinschaft von der Mitte hin zur Peripherie und zum Bildschirm. Der Kreis wandelte sich zum Hufeisen und das »fern« Sehen ersetzte das »nahe« Sehen.

Die vielen Jahrtausende dieser kulturellen Praxis haben Spuren in unserem kollektiven Unbewussten hinterlassen. Daher muss Council im Grunde nicht neu erlernt, sondern nur wieder erinnert werden. Es liegt uns allen buchstäblich im Blut und ist deshalb leicht zu vermitteln. In seiner heutigen Form wurde Council von der Ojai Foundation in Kalifornien weiterentwickelt.

Angebot offenes Council

Haltung

Wie oben erwähnt, ist Council nicht einfach eine Kommunikationsmethode, sondern viel mehr eine Haltung. Eine offene, möglichst wertfreie und ergebnisoffene Haltung. Wie bei einer Meditationspraxis kann diese durch regelmäßige Ausübung erreicht werden.
Im Council bin ich ganz bei mir und ganz bei der sprechenden Person. So erst kann eine Verbindung entstehen, die in unserem Alltag eher selten ist, da wir dort gewöhnlich dem Verstand die analytische Regie überlassen. Die Praxis des Council lädt dagegen ein, bewusst dem Herzen die Führung zu geben.
Wenn wir an das gemeinsame Musizieren denken, daran, aus einer Idee oder einem Thema ein Stück zu entwickeln, dann ist es mit das Wichtigste, dass wir einander gut zuhören. So kann aus dieser Idee etwas Gemeinsames entstehen und jede:r trägt einen Teil zum Ganzen bei. Und manchmal entfaltet sich etwas Magisches, ohne Worte. Und allen ist dies bewusst.
Im Council können wir Ähnliches erfahren: Nicht selten kann die Erfahrung gemacht werden, dass über die geteilte Mitte so etwas wie ein alles zusammennehmender und alles ordnender Geist emergiert. »Emergenz« benennt das Geheimnis solcher Gemeinschaftsprozesse, bei denen etwas ungeahntes Neues
entsteht.

Ich glaube, wir können die Welt verändern, wenn wir beginnen einander zuzuhören. Einfache, ehrliche, menschliche Konversation. Keine Mediation, Verhandlung, Problemlösung, Debatte oder öffentliche Sitzung. Einfache, wahre Konversation in der wir alle die Gelegenheit haben zu reden, in der wir uns gehört fühlen und wir gut hören.

Vertraulichkeit

Damit wir uns im Council sicher fühlen können, brauchen wir als Voraussetzung einen vertraulichen Rahmen. Gerade, wenn es darum geht, unbequeme Wahr- heiten auszusprechen oder »heiße Eisen« anpacken zu wollen.

Um dies zu gewährleisten, ist es wichtig, vorab eine Art Vertrag miteinander zu schließen. Mit dem sogenannten spanischen Vertrag ist es möglich, für alle Beteiligten bindende Vereinbarungen zu treffen. Werden in Spanien Vereinbarungen per Handschlag rechtskräftig, so werden sie im Council durch Zunicken verbindlich.

Eine Vertraulichkeitsvereinbarung stellt sicher, dass niemand durch seinen Beitrag mit ungefragten Ratschlägen traktiert oder in eine Debatte hineingezogen wird. Sie legt außerdem fest, über welche Inhalte außerhalb des Councils nicht gesprochen werden darf und wie damit untereinander umgegangen wird.

In Schulen oder anderen Einrichtungen/Organisationen braucht es ein anderes/zusätzliches Abkommen darüber, wie z.B. mit juristisch relevanten Informationen umgegangen wird.

Council-Formen

Es existieren Council-Formen für unterschiedliche Anliegen.
Hier eine Auswahl der gängigsten Formen:

Basic Council

Der Redegegenstand geht im Kreis herum. Jede*r, der/die möchte, kann so sprechen.

Anliegen

für den Einstieg und Abschluss von Gruppenprozessen; zum Festhalten von Zwischenergebnissen; zum Erstellen von Stimmungsbildern.

Fishbowl Council

2–X Plätze im Innenkreis mit Redegegenstand. Ausgewählte Personen sitzen auf diesen Plätzen, alle im Außenkreis sind Zeug*innen. Der Redegegenstand bewegt sich nur im Innenkreis. Am Ende werden die Zeugenkommentare gehört.

Anliegen

für spezifische Konstellationen innerhalb einer Gruppe wie Männer/ Frauen, Vorstand/Mitglieder; «heiße Eisen»; unterstützendes Team-/Gruppen- feedback; zur Entscheidungsfindung.

Response Council

Die Person, die den Redegegenstand hält, darf, ohne ihn weiterzugeben, kurze Dialoge mit anderen führen, um die Gruppenweisheit zu befragen oder um Rückmeldungen und Resonanz auf ein Thema zu erbitten. Der/die Fragende hat durch das Halten des Redegegenstandes das Wort und erteilt es an andere, die per Handzeichen signalisieren, etwas beitragen zu können. Wird der Redegegenstand zurück- oder weitergegeben, ist das Thema beendet.

Anliegen

kollegiale Beratung; Klärung privater Fragen/Themen; kollegialer Rückblick; Feedback.

Textauszüge und Grafiken aus meinem Buch »In Circles« [mit Holger Heiten]

Web Council

Der Redegegenstand liegt in der Mitte. Wer Sprechen möchte, nimmt ihn und legt ihn nach dem Sprechen wieder in die Mitte.

Anliegen

Entdecken oder Vertiefung von Themen.

Spiral Council

3-5 Plätze im Innenkreis mit Redegegenstand. Freiwillige wechseln vom Aussen- kreis auf die Plätze im Innenkreis. Nachdem man dort einmal gesprochen hat, hört man der darauf folgenden Person noch zu, bevor man in den Aussenkreis zurückkehrt.

Wer im Außenkreis sitzt, ist Zeug*in. Der Redegegenstand bewegt sich nur im Innenkreis. Am Ende werden die Zeugenkommentare gehört.

Anliegen

um das Feuer kontroverser Themen abzukühlen; um alle vorhandenen Perspektiven zu einem Thema einzuladen, das zwar alle angeht, zu dem aber nur einige die nötigen Informationen haben; um in einer Gruppe einen fragenden/ forschenden Geist zu entwickeln; zur Konfliktbearbeitung.

Ein Leben ohne Council ist möglich, aber sinnlos.

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